Baubeginn des Chipwerks ESMC: So bereitet sich Dresden auf die Ansiedlung vor
Der Bau des Weltmarktführers TSMC ist gestartet
Der Baubeginn des Chipwerks von TSMC aus Taiwan bedeutet einen Meilenstein in der Halbleiterindustrie. Solche Investitionen sind essenziell für die technologische Zukunft und die globale Wettbewerbsfähigkeit.
In Dresden hat Oberbürgermeister Dirk Hilbert einen Plan vorgestellt, um die genauen Bedürfnisse im Zusammenhang mit diesem Großprojekt zu ermitteln. Dabei geht es vor allem um die Planung von Wohnungen, Arbeitskräften und Infrastruktur, um den Anforderungen des neuen Werks gerecht zu werden. Für diese detaillierte Analyse sollen 500.000 Euro bereitgestellt werden.
Dresden erlebt Wachstumsschub
Dresden erlebt derzeit einen bedeutenden Wachstumsschub, der sich in einer prognostizierten Einwohnerzahl von über 600.000 bis zum Jahr 2040 widerspiegelt. Ein wesentlicher Treiber dieses Wachstums ist das erste TSMC-Werk in Europa, das in Dresden entsteht und den Namen ESMC (Europa Semiconductor Manufacturing Company) trägt.
Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) hebt in seiner Vorlage hervor, dass die rasante industrielle Entwicklung im Dresdner Norden zahlreiche Herausforderungen mit sich bringt. Besonders der erwartete Zuzug von Menschen erfordert eine vorausschauende Planung für Siedlungs- und Infrastrukturentwicklung. Es wird notwendig sein, neue Wohnungen, Verkehrsanbindungen und soziale Einrichtungen zu schaffen, um den steigenden Bedarf zu decken.
Zusätzlich zur Wohnraumversorgung sind auch mehr Gewerbeflächen erforderlich, um die Zulieferer und die expandierende Industrie zu unterstützen. Die zunehmende Ansiedlung von Unternehmen und Fachkräften wird die Stadt vor große planerische Aufgaben stellen, um nachhaltiges Wachstum zu gewährleisten und die Lebensqualität der Bewohner zu sichern.
Zusammenarbeit mit dem Umland
Das ESMC-Werk in Dresden wird voraussichtlich im Jahr 2027 in Betrieb genommen und schafft dort rund 2.000 Arbeitsplätze. Der Konzern hat bereits weitere Flächen gesichert, um das Werk bei Bedarf erweitern zu können. Durch Zulieferer und die geplanten Erweiterungen in der Chip-Industrie rechnet man insgesamt mit etwa 27.000 neuen Jobs in der Branche, wobei ungefähr die Hälfte davon durch Zuzug entstehen dürfte.
Um diesen Bedarf an Arbeitskräften und Wohnraum zu decken, werden mindestens 10.000 neue Wohnungen benötigt. Da Dresden diese Herausforderungen allein wahrscheinlich nicht bewältigen kann, soll die Infrastruktur in der gesamten „Erlebnisregion Dresden“ ausgebaut werden. Diese umfasst das Umland bis Radeburg, Arnsdorf, Pirna, Wilsdruff und Meißen.
Oberbürgermeister Hilbert betont, dass im April 2024 eine Anrainerkonferenz stattfand, bei der deutlich wurde, dass es bisher an einer geeigneten regionalen Kooperationsstruktur fehlt. Daher haben mehrere Kommunen und Akteure gemeinsam einen Förderantrag gestellt, um die interkommunale Zusammenarbeit zur Entwicklung des europäischen Halbleiterstandortes in der Region Dresden zu intensivieren. Ziel ist es, die Herausforderungen gemeinschaftlich anzugehen und eine nachhaltige Entwicklung sicherzustellen.
Was das kosten soll
Die Kooperationspartner in der Region Dresden haben mittlerweile einen Zuwendungsbescheid von der Landesdirektion Sachsen erhalten, der eine Förderung von knapp 330.000 Euro vorsieht. Diese Mittel sollen die Entwicklung des europäischen Halbleiterstandortes unterstützen.
Allerdings belaufen sich die Gesamtkosten des Projekts nach aktueller Kalkulation auf mehr als das Förderbudget, sodass Dresden und die Landkreise Meißen, Bautzen sowie Sächsische Schweiz-Osterzgebirge zusätzlich etwa 200.000 Euro aufbringen müssen. Für Dresden bedeutet das konkret, dass noch rund 140.000 Euro vom Stadtrat bewilligt werden müssen, während die Landkreise gemeinsam etwa 60.000 Euro beisteuern sollen.
Was wird mit dem Geld gemacht
In der Region Dresden werden derzeit mehrere Studien in Auftrag gegeben, um die zukünftige Entwicklung im Zusammenhang mit dem Ausbau des Halbleiter-Standorts und dem damit verbundenen Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum besser planen zu können.
Wohnpotenzialstudie:
Diese Studie soll die kurz- und mittelfristig verfügbaren Wohnbaupotenziale aufzeigen, inklusive Leerständen und bebaubaren Grundstücken. Ziel ist es, zu ermitteln, wie viele Wohnungen tatsächlich gebaut werden müssen, um den Zuzug von Menschen nach Dresden und ins Umland angemessen zu versorgen.
Bevölkerungs- und Arbeitsmarktstudie:
Hierbei wird eine fundierte Abschätzung vorgenommen, wie viele Fachkräfte für ESMC, Zulieferer und Erweiterungen der Fabriken benötigt werden. Zudem soll die Studie klären, wie viel dieser Bedarf durch die regionale Bevölkerung gedeckt werden kann. Es werden Prognosen bis 2035 erstellt, die den Zuzug von Arbeitskräften und Einwohnern sowie deren Auswirkungen auf die Einwohner- und Haushaltsentwicklung beleuchten.
Gewerbeflächenstudie:
Diese Untersuchung soll ermitteln, welche größeren Flächen (mindestens fünf Hektar) für Gewerbe und Industrie in der Region aktuell zur Verfügung stehen oder vorbereitet werden können. Der Untersuchungsraum ist noch nicht abschließend festgelegt und könnte größer sein als bei den anderen Studien. Es sollen alle Flächen berücksichtigt werden, die Bebauungspläne oder Flächennutzungspläne haben oder potenziell nutzbar sind.
Langfristiges Kooperationskonzept:
Neben den Studien wird auch ein Konzept entwickelt, um die Zusammenarbeit zwischen Dresden und dem Umland langfristig zu gestalten. Ziel ist es, eine nachhaltige Kooperation sicherzustellen, um die Herausforderungen im Zusammenhang mit Wachstum, Infrastrukturentwicklung und Fachkräftesicherung effektiv zu bewältigen.
Zusätzlich Jobs in der Verwaltung notwendig
Zur Steuerung des gesamten Projekts wurde eine Lenkungsgruppe eingerichtet, die eine zentrale Rolle bei der Koordination und Entscheidungsfindung spielt. In dieser Gruppe sind die 20 Städte und Gemeinden der Erlebnisregion, Dresden, die drei Landkreise Bautzen, Meißen sowie Sächsische Schweiz-Osterzgebirge vertreten. Zudem gehören die regionalen Planungsverbände Oberes Elbtal/Osterzgebirge und Oberlausitz-Niederschlesien dazu.
Die Lenkungsgruppe wird genutzt, um das weitere Vorgehen nach Vorlage der Studien zu beschließen und die strategische Ausrichtung sicherzustellen. Da die gesamte Projektabwicklung für die Region über Dresden läuft, schafft die Stadt Dresden zwei neue Stellen im Amt für Stadtplanung und Mobilität, die speziell für diese Aufgaben vorgesehen sind. Diese Stellen sind bis April 2026 befristet.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Verkehrsinfrastruktur: Dresden plant unter anderem, die Straßenbahnlinie 8 im Zuge der Ansiedlungen zu verlängern, um den steigenden Mobilitätsbedarf zu decken. Die Verkehrsplanung erfolgt dabei getrennt von den anderen Studien und Maßnahmen, um eine gezielte Entwicklung des öffentlichen Nahverkehrs sicherzustellen.




