Gasheizung, Wärmepumpe oder was ganz anderes? Alle Vor- und Nachteile im Überblick
Bis 2045 soll der deutsche Gebäudesektor klimaneutral sein. Bis dahin sind aber noch 21 Jahre Zeit. Der Umstieg auf klimafreundliche Alternativen im Gebäudesektor lohnt sich bereits jetzt, da dies langfristig Kosten spart und zur Erreichung der Klimaziele beiträgt. Gasheizungen haben zwar noch eine Zukunft, jedoch sollten sie langfristig durch klimaneutrale Alternativen wie Wärmepumpen oder Solarenergie ersetzt werden.
Das neue Gebäudeenergiegesetz
Das neue Gebäudeenergiegesetz ist dieses Jahr gestartet. Ziel ist es, Deutschlands Gebäudesektor bis 2045 klimaneutral zu machen. Ein großer Hebel dafür sind Heizungen, denn gerade Öl- und Gasheizungen sind bisher die größten Schadstoff-Emittenten in Häusern. Kernstück des Gesetzes ist daher, dass ab sofort neue Heizungen zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden müssen. Die Regel gilt aber nur, wenn Ihre Kommune bereits eine verbindliche kommunale Wärmeplanung beschlossen hat. Die muss in Großstädten bis 2026 vorliegen, in kleineren Kommunen bis 2028. Bis dahin dürfen Sie in Bestandsgebäuden auch weiterhin Gasheizungen verbauen, sofern diese bereit für eine Umrüstung auf Wasserstoff zu einem späteren Zeitpunkt sind, also so genannte „H2-ready“-Anlagen. Der Anteil an klimaneutralem Gas, also zum Beispiel Biogas oder grünem Wasserstoff, mit dem solche Anlagen betrieben werden müssen, steigt bis 2040 stufenweise auf 60 Prozent an.
Was sind die Alternativen für eine neue Heizung?
Für Neubauten müssen Sie heute schon das 65-Prozent-Ziel erfüllen. Hier sind also reine Gasheizungen nicht mehr möglich. Stattdessen können Sie je nach Wohnort wählen zwischen:
- Fernwärme, sofern an Ihrem Wohnort verfügbar
- Wärmepumpe
- Elektroheizung
- Solarthermie
- Biomasseheizung, also etwa mit Holzpellets betriebene Anlagen
- Wasserstoffheizung, sofern mit grünem oder blauem Wasserstoff betrieben
- Wärmepumpen-Hybridheizung, also eine Mischung aus Wärmepumpe und Gas-, Biomasse- oder Flüssigbrennstoffheizung
- Solarthermie-Hybridheizung, also einer Kombination aus Solarthermie und Gas-, Biomasse- oder Flüssigbrennstoffheizung
In bestehenden Gebäuden haben Sie die Möglichkeit, aus einer Vielzahl von Heizungsoptionen zu wählen. Zusätzlich können Sie H2-ready-Gasheizungen installieren, falls Ihre Kommune noch keine konkrete Wärmeplanung umgesetzt hat. Eine Ausnahme besteht, wenn Ihre aktuelle Gas- oder Ölheizung irreparabel defekt ist. In diesem Fall dürfen Sie für eine Übergangsfrist von fünf Jahren ein neues Modell einbauen. Für Mehrfamilienhäuser gelten gesonderte Fristen, die berücksichtigt werden müssen.
Erfüllen all diese Varianten das 65-Prozent-Ziel?
Es ist tatsächlich bemerkenswert, dass viele Kommunen noch Fernwärme durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe wie Kohle und Gas erzeugen. Es ist jedoch erfreulich zu hören, dass auch die Kommunen dazu verpflichtet sind, diese Praxis in den kommenden Jahren zu ändern. Die Umstellung auf nachhaltigere Energiequellen wie grünen und blauen Wasserstoff ist ein wichtiger Schritt, um die Klimaziele zu erreichen.
Grüner und blauer Wasserstoff erfüllt heute noch nicht immer das Ziel von 65 Prozent erneuerbaren Energien. Das sich sich in Zukunft ändert. Die Bundesregierung hat bereits einige zukunftsfähige Technologien aufgenommen, die zwar heute noch nicht den Standard erreicht haben, aber einen wichtigen Beitrag zur Dekarbonisierung des Energiesektors leisten können.
Macht der Einbau einer Gasheizung heute noch Sinn?
Eine pauschale Antwort darauf gibt es nicht. Sie müssen immer für Ihren Einzelfall durchrechnen, welche Heizvariante am günstigsten ist. Es ist ratsam zu prüfen welche Parameter in die Entscheidungsfindung mit einbezogen werden sollten.
Heizung modernisieren oder komplett neue Heizung anschaffen
Bei der Entscheidung, ob Sie Ihre Heizung modernisieren oder eine komplett neue Heizung anschaffen sollten, gibt es einige wichtige Faktoren zu berücksichtigen. Hier sind einige Punkte, die Ihnen helfen können, die richtige Heizung für Ihre Bedürfnisse zu finden:
- Machbarkeit:
Nicht alle Heizungsvarianten sind an jedem Standort realisierbar oder wirtschaftlich sinnvoll. Beispielsweise benötigen Sie für Solarthermie geeignete Dächer mit ausreichend Sonnenschein, nicht jede Wärmepumpen-Variante ist für jeden Standort geeignet und für eine Wasserstoffheizung müssen Sie Zugang zu passendem Wasserstoff haben. Klären Sie daher zunächst ab, welche Optionen technisch umsetzbar und wirtschaftlich sinnvoll sind. - Anschaffungs- und Installationskosten:
Gasheizungen sind in der Regel günstiger in der Anschaffung und Installation im Vergleich zu anderen Varianten wie Wärmepumpen. Die Kosten für eine neue Gasheizung liegen oft unter 10.000 Euro, während Wärmepumpen je nach Art mehr als 40.000 Euro kosten können. - Förderprogramme:
Der Staat fördert den Kauf und Einbau von bestimmten Heizungsvarianten, die das 65-Prozent-Ziel erfüllen, mit bis zu 70 Prozent Zuschuss und einer maximalen Fördersumme von 30.000 Euro. Je nach individueller Situation kann dies bedeuten, dass der Kauf einer geförderten Heizung wie einer Wärmepumpe günstiger sein kann als eine Gasheizung. - Betriebskosten:
Obwohl Gasheizungen in der Anschaffung günstiger sind als Wärmepumpen, können die Betriebskosten höher ausfallen. Eine Wärmepumpe kann aus einer Kilowattstunde Strom bis zu fünf Kilowattstunden Heizenergie erzeugen, was langfristig kosteneffizienter sein kann. - Verfügbarkeit:
Neben den Kosten ist auch die Verfügbarkeit von Handwerkern und Rohstoffen ein wichtiger Faktor bei der Auswahl einer neuen Heizung. Je nach Region kann es lange Wartezeiten für bestimmte Heizungsarten geben, da die Nachfrage hoch ist und Handwerker ausgelastet sind.
Es ist wichtig, alle diese Aspekte sorgfältig abzuwägen und individuell für Ihre Situation zu prüfen, um die langfristig beste Lösung für Ihre Heizungsmodernisierung oder Neuanlage zu finden.